Philosophisches:
Aberglaube
Übersicht
- Was ist Aberglaube?
- Angekommen in der modernen Welt?
- Buch-Tipps und mehr
zum Thema „Astrologie“ - Darf man zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche waschen?
- „Die Sterne lügen nicht“!?
- Nachricht zum Nichtversenden
- Angst vor der 13?
- „Mittelfinger-Mittwoch“
Fördert das den Aberglauben? - Nachgefragt
Dialog - Regentanz
Was ist Aberglaube?
„Wikipedia“ weiß Folgendes dazu zu sagen: „Aberglaube bezeichnet einen als irrig angesehenen Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen.“ Und aus atheistischer Sicht ist gar jede Religion Aberglaube. Letztlich aber ist es der Versuch des Menschen, Dinge, die ihm irgendwie bedrohlich oder mystisch vorkommen oder die für ihn nicht wirklich fassbar sind, durch bestimmtes Tun oder Unterlassen, ja, selbst durch rituelle Handlungen positiv zu beeinflussen, um das Glück oder einen guten Ausgang irgendwie zu erzwingen.
Selbst so simple und alltägliche Dinge wie das Erscheinen einer Katze oder eines Schornsteinfegers werden mit gewissen Denkmustern belegt: Demnach bringt ein Schornsteinfeger Glück, eine Katze allerdings, die von rechts kommt, bringt Pech. Und obwohl bereits seit langem vierblättrige Kleeblätter gezüchtet werden können, gelten diese noch immer als Glückssymbol. Beliebt sind auch Hufeisen, die man über Einganghstüren aufhängt, oder die aberwitzige Tradition, an Silvester ordentlich Lärm zu veranstalten,um die bösen Geister des neuen Jahres zu vertreiben.
Was lernen wir daraus? Im Grunde genommen gar nichts! Denn obwohl wir in einer höchst aufgeklärten Welt leben, stecken viele Menschen mental noch immer in Epochender Menschheitsgeschichte fest, die eher an Mittelalter oder Steinzeit erinnern.
Angekommen in der modernen Welt?
(Foto: © Frank R. Bulla)
Einmal mehr im Jahr der Corona-Pandemie 2020 war ich begeistert von Politik und Gerichtsurteilen: Am Ende des Jahres hieß es tatsächlich: Kein Verkauf von Feuerwerk! Das bedeutete:
- deutlich weniger Lärm
- deutlich weniger Müll
- deutlich weniger Schadstoffe in der Luft
- deutlich weniger Verletzte
- deutlich weniger Brände
Allein der klimatische Effekt ist bedeutsam: An Silvester wird regelmäßig so viel Feinstaub in den Himmel geblasen, dass dieser rund 25 Prozent dessen ausmacht, was der Autoverkehr innerhalb eines ganzen Jahres produziert.
Gut wäre allerdings, wenn wir nachhaltig in der modernen Welt angekommen wären und aufhören würden, mittelalterlich anmutenden Ritualen zu frönen, bei denen versucht wird, mit Lärm die angeblichen bösen Geister des neuen Jahres zu vertreiben. Die ‚bösen Geister‘ der heutigen Zeit lassen sich eh nur mit offensivem und couragiertem Verhalten vertreiben. Weder das Böllern noch das Beten zu Hirngespinsten sind da wirklich hilfreich.
Was das Silvester-Feuerwerk 2020 angeht, war dieses in der Tat deutlich zurückhaltender ausgefallen. Dafür, dass es ein Verkaufsverbot für Pyrotechnisches gab, waren allerdings noch verdammt viele Feuerwerke zu sehen und Böller zu hören. Schwer vorstellbar, dass sich die Leute 2019 etwas zurückgelegt hatten – viel wahrscheinlicher war, dass man an die Silvester-Produkte über dubiose Kanäle gelangt war; im Vorfeld war die Rede davon, dass manche Leute keine Mühe scheuten und ins benachbarte Ausland fuhren, um sich entsprechend auszustatten, oder auf die illegalen sogenannten „Polen-Böller“ zurückgriffen. So blieben halt – wohl auch auf Grund des offenbar unvermeidlichen Alkoholkonsums – schwere Verletzungen nicht aus. Wie man in den Medien lesen und sehen konnte, versuchten sich ein paar junge Leute als Feuerwerkhersteller, was hier und da zu Explosionen und Brände führte. In einem Fall konnten von der Polizei rechtzeitig vier Kilogramm Chemikalien sichergestellt werden, die ausgereicht hätten, ein komplettes Wohnhaus in die Luft zu jagen ...
Buch-Tipps und mehr
zum Thema „Astrologie“
- Buchbesprechung (Sachbuch):
„Astrologie – was ist das eigentlich?“
von Martin A. Banger
(extern) - Buchbesprechung (Belletristik):
„Astrokrimis“
von Thea Dorn, Uta Glaubitz und Lisa Kuppler (Hrsg.)
(extern)
- Interview mit dem Astrologen
Martin A. Banger:
„Was regiert uns mehr: Schicksal? Soziale Prägung?“
(extern)
Darf man zwischen Weihnachten
und Neujahr Wäsche waschen?
Wer kennt noch solchen abergläubischen Schnickschnack wie zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche waschen zu dürfen? Ich kenne Leute, denen – möglicherweise – mal irgendwann irgendeine Stimme geflüstert haben muss, dass es Unglück bringt, zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche zu waschen, oder dass man am Fretag, dem 13., besonders aufzupassen hat, insbesondere wenn da eine Katze von rechts vor einem quert und dabei womöglich noch einen Spiegel zerbricht, was sieben Jahre Unglück bringen soll. Gut, dass eine Katze sieben Leben hat: Das könnte so manches Unglück kompensieren.
Dieser Aberglaube mit der Wäsche übrigens hält sich bereits seit Jahrhunderten hartnäckig und will so recht nicht in unsere heutige aufgeklärte Welt passen. Denn für das Waschverbot gibt es keine sinnvolle Begründung.
Vermutlich kann man abergläubischen Leuten nur klarmachen, was für ein Blödsinn das ist, indem man in ihrem Haushalt explizit zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche wäscht – und zwar, ohne dass ein Unglück passiert. Damit begibt man sich allerdings aufs Glatteis, denn wenn dann tatsächlich mal was passiert, heißt es gleich: „Siehste! Ich hatte dich ja gewarnt!“ Und das ist vermutlich auch der Grund, warum solch' ein Schwachsinn bereits seit so langer Zeit nicht aus den Köpfen vieler Menschen herauszukriegen ist.
Das Problem ist:
- Wie definiert sich Unglück überhaupt? Für manche Frau, die gerade aus dem Nagelstudio kommt, ist es bereits ein Unglück, wenn ihr ach so schöner neu gestylter Fingernagel abgebrochen ist.
- Man hat natürlich keinen Einfluss auf die Autosuggestion der Person, inwieweit sie sich durch das Wäschewaschen zur Unzeit dermaßen verunsichern lässt, dass tatsächlich ein (wie auch immer geartetes) Unglück passiert (Self-fulfilling Prophecy).
- Ein (wie auch immer geartetes) Unglück kann sich natürlich auch rein zufällig ereignen, was die besagte Person dann natürlich gleich dem Fauxpas des Wäschewaschens zur Unzeit zuordnet.
Interessante Links
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„Die Sterne lügen nicht“!?
Es gibt sicherlich eine Menge merkwürdiger Dinge, die sich zwischen Himmel und Erde abspielen, die sich unserer Logik, unserem Verstand entziehen. Die Astrologie ist auch so eine Merkwürdigkeit. Allerdings kann ich keinen direkten Zusammenhang erkennen zwischen Tierkreiszeichen und der Art und Weise, wie sich Menschen geben. Dennoch weiß ich aus Erfahrung, dass es Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten gibt zwischen Menschen, die zum gleichen Zeitpunkt geboren wurden.
Im Laufe meines Lebens habe ich viele Menschen kennengelernt, und von vielen kenne ich auch den Geburtstag. So konnte ich im Laufe der Zeit feststellen, dass es bei mir eine gewisse Affinität zu Menschen gibt, die zu bestimmten Zeiten geboren wurden. Letztlich gibt es da auch die eine oder andere Dekade (die ich hier aber nicht weiter benennen will), die immer mal negativ aufgefallen ist ...
Bestimmte Menschen bekommen von mir zum Geburtstag regelmäßig Grüße übermittelt. Da ich nicht übermäßig gerne telefoniere, bin ich für neumodischen Schnickschnack wie beispielsweise E-Mail, SMS, „WhatsApp“-Nachrichten oder auch interne „Facebook“-Mails durchaus zu haben, weil ich sie abschicken kann, wenn es mir am besten passt, und sie gelesen werden können, wenn es dem Adressaten am genehmsten ist.
An einem bestimmten Tag des Jahres, an dem gleich mehrere Leute, die ich kenne, Geburtstag haben, verschickte ich also gleich mehrere Glückwünsche auf digitalem Wege. Normalerweise folgt auf solche Mitteilungen spätestens am nächsten Tag eine Reaktion (ich denke mal, die meisten Menschen freuen sich durchaus, wenn man ihrer gedenkt) – nicht so in diesen Fällen, wo gleich mehrere Mittvierziger bis Mittfünfziger durch „null Reaktion“ auffielen. Da komme ich schon mal ins Grübeln, zumal mir bei allen Beteiligten nichts einfiel, was dieses absolute Nichtreagieren hätte rechtfertigen können. Liegt es vielleicht auch daran, dass Menschen mit zunehmendem Alter per se etwas merkwürdiger in ihren Reaktionen – um nicht zu sagen: verschroben – werden? Oder liegt es am Ende doch an den Sternen respektive dem Geburtszeitpunkt? Schwer zu sagen ...
Nachricht zum Nichtversenden
Nutzer von Internet-Plattformen kennen das zur Genüge: Ständig werden sie von anderen Nutzern aufgefordert, ein bestimmtes Posting oder einen bestimmten Text zu kopieren und diesen an soundsoviele andere Nutzer zu versenden, damit bestimmte negative Dinge nicht eintreten oder alterbativ bestimmte positive Dinge passieren. Das ist natürlich völlig hirnverbrannter Mist! Das einzige, das funktioniert, ist Nachfolgendes:
- „Es ist unglaublich!
Kopieren Sie diesen Text nicht
und senden Sie diesen
an niemanden weiter –
und innerhalb von drei Minuten
wird absolut nichts passieren!
Ich habe es fünfmal hintereinander versucht
und es hat jedes Mal geklappt!
Probieren Sie es auch –
es funktioniert wirklich!“
* Triskaidekaphobie |
„Mittelfinger-Mittwoch“
Fördert das den Aberglauben?
Seit langem gibt es beim „NDR“-Ableger „N-Joy“ im Rahmen der „Morning Show“ ein Format namens „Der Mittelfinger-Mittwoch“ – ein höchst amüsantes und kreatives Special, das jeden Mittwochmorgen von den beiden Spaßvögeln Andreas Kuhlage und Jens Hardeland dargeboten wird. Die Hörerschaft kann anrufen und all die Missgeschicke zum Besten geben, die sich des Mittwochmorgens ereignet haben, woraus das Team dann den „Mittelfinger-Mittwoch-Song“ intoniert.
Im Jahr 2019 noch war der Song immer dieselbe Melodie, die jeden Mittwoch mit einem neuen Text unterlegt wurde. Inzwischen ist man noch kreativer geworden und nimmt – meist auf Grund von Hörerwünschen – bekannte Radio-Hits der unterschiedlichsten Genres und dichtet dazu etwas aus den eingegangenen Zuhörer-Missgeschicken. Eine durch und durch spaßige und humorvolle Angelegenheit!
Gleichwohl fragt man sich natürlich, ob eine solche Sendung nicht wonöglich den Aberglauben fördert, der offenbar eh schwer auszurotten ist, geradezu so, als würde sich die Menschheit noch im tiefsten Mittelalter befinden oder in noch früheren, völlig ‚unaufgeklärten‘ Zeiten. Denn am Ende steht die Frage im Raum, inwieweit mittwöchliche Missgeschicke – oder beispielsweise auch ‚Ausrutscher‘ am Freitag, dem 13., dem kleinen Bruder des „Mittelfinger-Mittwochs“ – nicht eher in den Bereich der „Self-fulfilling Prophecy“ gehören (siehe hierzu auch den o. g. Beitrag „Darf man zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche waschen?“), denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass den Menschen Missgeschicke auch an allen anderen Wochentagen passieren können.
Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn sich seit der Existenz der Sendung die Missgeschicke am Mittwoch noch gemehrt haben, denn es schwingt bei vielen Leuten möglicherweise die Angst mit, dass auch ihnen an diesem Tag etwas Unschönes widerfahren könnte. Und ich fragte mich, ob man zur Abwechslung – nur um zu checken, ob der Mittwoch wirklich allein so schlimm ist – nicht mal einen anderen Tag herauspicken könnte, beispielsweise den Montag? Mich würde gar nicht wundern, wenn der Zuhörerschaft im Rahmen des „Mittelfinger-Montags“ ebenso viele Missgeschicke passieren, wenn nicht sogar mehr: Denn nach einem erholsamen Wochenende stellt man sich zum Beginn der Arbeitswoche vielleicht doch noch ein wenig ungeschickter an.
Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, der „N-Joy“-Redaktion meine obigen Gedanken zum „Mittelfinger-Mittwoch“ in Kurzform mitzuteilen. Ich bekam eine sehr ausführliche Antwort dazu. Für mich relevant war die folgende Aussage:
- „Wir sagen ja auch beispielsweise immer wieder dazu, dass die Erkenntnis, dass der Mittwoch der Tag der Missgeschicke sei, aus Untersuchungen stammt, die wir uns selbst ausgedacht haben, oder machen im Programm auf andere Art klar, dass die Rubrik rein humorvoll gemeint ist. Nach allem, was wir wissen, kommt das bei unseren Hörerinnen und Hörern auch genauso an. Deshalb sehen wir die Gefahr einer ‚Self-fulfilling Prophecy‘ in diesem Fall tatsächlich als sehr gering an.“
Hm... Die Hinweise des Moderatoren-Duos auf Untersuchungen, die man sich selbst ausgedacht hat, war mir bislang allerdings entgangen – und das, obwohl ich die Sendung schon seit sehr langer Zeit regelmäßig verfolge. Wahrscheinlich kommt der Hinweis immer genau dann, wenn ich mich morgens gerade auf dem Weg zwischen Badezimmer und Küche befinde. 😜
„Und? Wie war dein Tag?“ |
Regentanz
(Text: N. N. / Abb.: Smartphone-Screenshot)