Sprachliches:
Gender-Wahnsinn
Ăbersicht
- Kompliziert
Ăber âAGG-Schadenâ, Anrede und WC-Benutzung - Gender-Lieferschein
- Gender-Chaos
Ăber die Schwierigkeit der Geschlechtszuweisung in der Schriftsprache - Politische Korrektheit der Sprache
Eine echte Herausforderung
Kompliziert
Ăber âAGG-Schadenâ, Anrede und WC-Benutzung
(Grafik: N. N. / photoshopped: Frank R. Bulla)
Manche Dinge sind zwar gut gemeint, aber nicht wirklich detailliert bis zum Ende durchdacht. Aber das wĂ€re in der Politik ja auch nicht das erste Mal, dass man bei einer Entscheidung nicht sĂ€mtliche Aspekte bedacht hĂ€tte â zum Beispiel die Sache mit der Geschlechtszuweisung. Schon seit Jahren ist bereits verpflichtend, bei Stellen-Anzeigen sowohl MĂ€nnlein als auch Weiblein zu berĂŒcksichtigen, weil einem ansonsten auf Grund eines VerstoĂes gegen das âAllgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)â Abmahnverfahren drohen: Laut Gesetzt wĂ€re in diesem Falle ein sogenannter âAGG-Schadenâ entstanden.
In den Inseraten wurde dem meistens durch den Zusatz âm/wâ entgegengewirkt. Inzwischen gibt es nach einer Ănderung des Personenstandsrechts â immerhin fĂŒhlen sich rund 100.000 Deutsche einem bestimmten Geschlecht nicht zugehörig â offiziell bekanntlich mehr als nur zwei Geschlechter, was dann den Ausdruck âm/w/dâ erforderlich macht; alternativ können auch andere KĂŒrzel verwendet werden, wie z. B. âm/w/aâ (a = anders), âm/w/gnâ (gn = geschlechtsneutral), âm/w/iâ (i = intersexuell), âm/w/iâ (i = intersexuell), âm/w/tâ (t = transsexuell) und nicht zu vergessen: das in manchen Kreisen ĂŒberaus beliebte Sternchen: âm/w/*â (* = beliebig).
Reichte es zuvor, mittels âBĂ€cker/inâ bzw. âBĂ€cker / BĂ€ckerinâ nach einer entsprechenden Fachkraft zu suchen, dĂŒrfte es inzwischen â zumindest in FortfĂŒhrung der bisherigen Schreibweisen â komplizierter geworden sein. Korrekterweise sucht man also nicht nach einem âBĂ€ckerdingensâ, sondern nach einer âBĂ€ckerei-Fachkraftâ. Je nach Stellen-Ausschreibung kann da schon mal mehr oder weniger viel KreativitĂ€t angesagt sein.
Schwieriger wird es da schon bei der Anrede, zumal wenn man auf Althergebrachtes zurĂŒckgreifen will. âSehr geehrte* Frau/Herr/* MĂŒllerâ kommt doch reichlich merkwĂŒrdig und ausgesprochen unpersönlich daher. Hier muss man wohl völlig umdenken, zumal es eher selten ist, dass das âDiversâ-Geschlecht mit einem Namen daherkommt, den clevere Eltern angesichts eines unmittelbar nach der Geburt offensichtlichen Zwitterwesens mit Bedacht gewĂ€hlt haben: z. B. Chris, Dominique, Gerrit, Kai, Kim, Maxi, Robin oder Toni. Allerdings sieht man den meisten Babys wohl ihre wenig konkrete Geschlechtszugehörigkeit nicht an. Dem Dilemma lĂ€sst sich vermutlich nur entgehen durch Formulierungen wie âGuten Tag, Kim MĂŒllerâ oder âHallo, Kim MĂŒllerâ. Am besten haben es da vermutlich die Norddeutschen, die kurz und knapp ein âMoinâ verlauten lassen. đ
Aber wie will man kĂŒnftig das Tolietten-Problem lösen? Will man ernsthaft eine dritte ToilettentĂŒr schaffen? Hinzu kommt noch, dass sich nicht jede geschlechtsneutrale Person als solche outen möchte. Eine Lösung könnte immerhin sein, Toiletten fĂŒr alle Geschlechter zugĂ€nglich zu machen, was immerhin den Vorteil hĂ€tte, dass die Damen der Schöpfung auf Grund gleichmĂ€Ăigerer Auslastung der WCs nicht mehr so hĂ€ufig in der Schlangen stĂŒnden ...
Was auch immer der Gender-Wahnsinn hierzulande noch fĂŒr Auswirkungen haben mag â eines steht fest: Es ist nur einer von vielen Aspekten unseres Lebens, wo es zu einer Ăbersensibilisierung gekommen ist, auf die man getrost verzichten kann. SchlieĂlich gibt es Wichtigeres im Leben â deutlich Wichtigeres!
Gender-
Lieferschein
(Foto: N. N.)
Gender-Chaos
Ăber die Schwierigkeit der Geschlechtszuweisung
in der Schriftsprache
(Grafik: N. N.)
Die jĂŒngste Entwicklung der Einordnung der Menschen nach Geschlechtern hat natĂŒrlich mal wieder jene auf den Plan gerufen, die anderen ihre höchst merkwĂŒrdigen Rechtschreibregeln aufdrĂ€ngen wollen. So auch in der Verwaltung der Stadt Burgdorf, die nunmehr das sogenannte âGender-Sternchenâ (Beispiel: âMitarbeiter*innenâ) favorisiert, die m. E. allerdĂ€mlichste Art, sich geschlechter-umfassend auszudrĂŒcken.
Computer-Nutzer kennen das Sternchen ja bereits seit Jahrzehnten als Platzhalter-Symbol (sogenannte âWildcardâ) innerhalb von Dateinamen, wenn es darum geht, auf der Festplatte bestimmte Daten zu suchen. So bedeutet beispielsweise â*.PDFâ, dass der DatentrĂ€ger nach allen verhandenen PDF-Dateien durchsucht werden soll, wĂ€hrend âBUCH*.*â nach Dateien sucht, deren Name mit dem Wort âBuchâ anfĂ€ngt, wobei das Extension beliebig sein kann. Dieses System ist sehr logisch und sinnvoll aufgebaut.
Betrachte ich jetzt mit diesem Wissen das Wort âMitarbeiter*innenâ, frage ich mich, wofĂŒr nun das Sternchen steht? âFacebookâ's Sugarhillie (das ist meine Bezeichnung fĂŒr Mark Zuckerberg) hat sich ja bereits vor wenigen Jahren sehr fortschrittlich gezeigt, indem er rund 60 geschlechtsspezifische Begriffe eingefĂŒhrt hat, unter denen die User seither wĂ€hlen können:
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Baut man jetzt mal â der Dateinamen-Systematik folgend â einen beliebigen Begriff aus dieser teils absurden Auflistung in das Wort âMitarbeiter*innenâ ein, kommt dann so etwas wie âMitarbeiterweiblichtranssexuellinnenâ dabei heraus. Oder wie, bitteschön, soll dieses Sternchen sonst zu verstehen sein!?
In manchen Kreisen â vor allem bei Feministinnen, den sogenannten âĂkosâ, den âAlternativenâ sowie PĂ€dagogen / Sozialarbeitern â gilt es bereits seit Jahrzehnten neben dieser MerkwĂŒrdigkeit mit dem Sternchen offenbar auch als chic, die weibliche Form einfach mit einem GroĂbuchstaben beginnend anzuhĂ€ngen, wie beispielsweise in dem Wort âMitarbeiterInnenâ, wobei natĂŒrlich mal wieder die âMitarbeiterAuĂenâ völlig diskriminiert werden. Solche Schreibweisen kommen ebenso dĂŒmmlich rĂŒber wie die Eigenart mancher Werbeagenturen oder âalternativâ angehauchter Pressestellen, bei der Angabe der Rufnummer das merkwĂŒrdige Wörtchen âFonâ zu verwenden.
FrĂŒher hat man eine wirklich sinnvolle Logik in der komprimierten schriftsprachlichen Wiedergabe von Geschlechtern verfolgt, indem man âMitarbeiter/inâ schrieb, was auf einfachste Weise und orthographisch absolut sauber ganz eindeutig beide Möglichkeiten implizierte: âMitarbeiterâ und âMitarbeiterinâ. Aber auch hier wurde es zuweilen etwas holprig, wenn beispielsweise Umlaute mit ins Spiel kamen, wie bei âKoch/inâ. Hier musste man dann von der gewohnten Umsetzung abweichen und ein âKoch/Köchinâ zu Papier bringen.
Ganz Schlaue â wie beispielsweise erst kĂŒrzlich irgendeine Behörde in Hannover â kommen dann auf eine ganz trickreiche Lösung und versuchen, jegliche Festlegung auf ein Geschlecht zu vermeiden, indem â um beim obigen Beispielwort zu bleiben â von âMitarbeitendenâ die Rede sein soll.
Wie auch immer man den unterschiedlichen Geschlechtern in der Schriftsprache begegnen und Rechnung tragen mag â eines ist sicher: WĂ€hrend man frĂŒher â gerade bei Anzeigentexten in Print-Medien â aus KostengrĂŒnden mit Worten sparsam umzugehen gezwungen war, sind durch unsere computer- und internet-lastige Ăra rosige Zeiten angebrochen: Wir mĂŒssen uns nicht mehr beschrĂ€nken, weil sowohl Festplattenspeicher als auch die AufnahmekapazitĂ€t einer Website unendlich groĂ geworden sind, sodass wir mit Buchstaben nur so prassen können, was viele von uns in der Tat auch tun und auf diese Weise viel Stuss unter die Leute bringen. Und wenn man der Autokorrektur dann noch beibringen könnte, bei der Eingabe von geschlechterspezifischen Begriffen gleich die gender-freundliche Schreibweise mit einzubauen, hĂ€tten wir nicht mal mehr unnötige Tipperei.
Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Gender-Wahnsinn nicht noch weiter eskaliert und darin gipfelt, dass in öffentlichen Toiletten zig RĂ€uem vorgehalten werden, die â entsprechend beschriftet â fĂŒr Menschen, die geschlechtlich etwas anders veranlagt sind, nichts zu wĂŒnschen ĂŒbriglassen. Allerdings könnte auch das wieder zu reichlich Ărger fĂŒhren, denn nicht jeder möchte sich in der Ăffentlichkeit hinsichtlich seiner tatsĂ€chlichen geschlechtlichen Ausrichtung gerne outen.
Last not least fĂ€llt mir da noch eine Kleinigkeit ein: Was, bitteschön, wird eigentlich kĂŒnftig aus den StrichmĂ€nnchen, die wir immer mal wieder so gern zu Papier bringen? Werden die dann von Fall zu Fall auch mal zu Strichweibchen oder womöglich (weil der Begriff uns ja gelĂ€ufiger ist) zu StrichmĂ€dchen?
Ach ja: Und wieso gibt es neben dem âSchwarzen Peterâ eigentlich nicht die âSchwarze Petraâ; neben âMiesepeterâ nicht auch âMiesepetraâ; und neben der âblöden Gansâ den âblöden Ganterâ sowie neben der âdummen Kuhâ den âdummen Bullenâ? Und wenn man in manchen Kreisen Polizisten âBullenâ nennt, warum wird dann nicht dergestalt zwischen MĂ€nnlein und Weiblein unterschieden, dass man sowohl von âBullenâ als auch von âKĂŒhenâ spricht? Und wieso erwĂ€hnt man immer nur âMutter Erdeâ und nicht âVater Erdeâ? Und wieso heiĂt âMutterbodenâ nicht âVaterbodenâ, da doch das Substantiv âBodenâ mĂ€nnlich ist?
Vor uns liegt also noch jede Menge Arbeit.
Politische Korrektheit der Sprache
Eine echte Herausforderung
(Grafik: © Frank R. Bulla)
Die politische Korrektheit in der Sprache â vor allem im Hinblick auf die ErwĂ€hnung von Geschlechtern â stellt heutzutage eine besondere Herausforderung dar. Immerhin besaĂen die VĂ€ter / MĂŒtter / Dingsbumse der deutschen Sprache so viel Weitblick, dass sie die Formen âderâ, âdieâ und âdasâ ersannen. Dadurch sind aber noch lĂ€ngst nicht alle Probleme gelöst.
Wie lautet beispielsweise die weibliche Form von âder Knackiâ? âDie Knackiâ oder âdie Knackiinâ oder âdie Knackineâ? Oder gar âdie Knacki-Frauâ? Und wie steht es um den heutzutage gern verwendeten gleichmachenden Ausdruck in der Mehrzahlbildung? âDie Knackiendenâ oder âdie Knackendenâ?
Der âDudenâ weiĂ im Zusammenhang mit besagtem Wort lediglich Folgendes anzumerken:
- âKnacki, der: Substantiv, maskulin â jemand, der
eine GefĂ€ngnisstrafe verbĂŒĂt oder verbĂŒĂt hatâ
... und das ist Ă€uĂerst dĂŒrftig fĂŒr die obersten Sprachverhunzer der Republik! Offenbar ist beim âDudenâ der Gender-Wahnsinn noch nicht angekommen (Beweis: Es heiĂt bislang alternativlos âDer Dudenâ â von âDie Dudinâ ist noch lĂ€ngst nicht die Rede!). So wissen wir auch nichts ĂŒber die Divers-Form von âKnackiâ. Ich tippe mal auf âdas Knackiâ ... đ
Da lobe ich mir doch die englische Sprache, die die Dinge bei weitem nicht dermaĂen verkompliziert.
Als ich die Problematik der politisch korrekten Sprache mal bei âFacebookâ postete, kam gleich der Einwand:
âWas ist das Problem? Es gibt eine bestimmte Menge Menschen, die tatsĂ€chlich ohne Geschlechtszuordnung geboren werden. Das gibt es ĂŒbrigens bei allen SĂ€ugetieren. Warum sollen die nicht eine eigene Bezeichnung âdiversâ bekommen?â
NatĂŒrlich â das will denen ja auch keiner streitigmachen. Das Problem ist nur, dass es oft nicht die richtige Bezeichnung dafĂŒr gibt. Wie soll das, bitteschön, konkret aussehen!?
âLiebe Damen und Herren und Diverseâ??? Das hört sich ja fast schon abwertend und diskriminierend an â so Ă€hnlich wie bei der berĂŒhmten Rede von Heinrich LĂŒbke bei seinem Staatsbesuch in Afrika, die er mit den Worten begann: âSehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger!â
Oder: âLiebe MĂŒtter und VĂ€ter und ...â??? Ja, was denn nun!? MĂŒtter sind definitiv weiblich, MĂ€nner sind definitiv mĂ€nnlich ...
... und dann war da noch die Sache mit dem âVaterlandâ. Alternativ von âMutterlandâ zu sprechen, ist ja nicht das Problem. Haben wir dann an dritter Stelle auch noch ein âDiverslandâ? Oder wie!?
Ein paar kluge Köpfe waren ja auch schon auf die Idee gekommen, von âHeimatlandâ zu sprechen. Und dann wĂ€ren da noch Begriffe wie âMutterbodenâ, âMuttererdeâ / âMutter Erdeâ, die man durchaus auch mal einer gendermĂ€Ăigen Manipulation unteziehen könnte ... Aber vermurkst das alles nicht irgendwie die eigentliche Herkunft von Wörtern? Ist ja schon schlimm genug, wenn unsere Sprache schon von Anglizismen nicht nur ĂŒberschwemmt, sondern teils auch völlig verhunzt wird, z. B. mit Wörtern wie âHandyâ, die zwar englisch klingen, aber letztlich nur so eine Art Pseudo-Anglizismus sind.
Und fĂŒr die, die korrekt Deutsch lernen wollen, z. B. Migranten, wird's dann erst so richtig spaĂig, haben doch schon allein deutschsprachige ZeitgenieĂende (das hieĂ frĂŒher mal âZeitgenossenâ) ihre Probleme mit der Mutter- / Vater- / Diverssprache!
Und wĂ€hrend man noch meint, gender-sprachlich auf einem guten Weg zu sein, und durchaus auch willens ist, selbst fĂŒr kniffligste FĂ€lle eine Lösung zu finden, kommt schon die nĂ€chste Verwirrung: In einem aktuellen Internet-Artikel heiĂt es: âDie Gender-Sprachregelung ist verfassungsfeindlichâ ... Na, prost Mahlzeit! đ