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Sprachliches:
Germanismen

Berlining

Timo Beil über die Verspottung des „BER“
und andere Germanismen

Bereits im Jahre 2013 titelte das Medium „Kojote“, das sich als „Deutschlands seriösestes Nachrichtenmagazin“ bezeichnet: „Englisches Wörterbuch verzeichnet ‚berlining‘ als deutsches Fremdwort für Planungs-Chaos“. Im Rahmen des Beitrags war als Beleg die nebenstehend gezeigte Abbildung zu sehen, die möglicherweise einen Auszug aus dem „Oxford English Dictionary“ zeigt.

Es war zu lesen, dass das Verb inzwischen in den englischsprachigen Raum Einzug gehalten haben soll, ähnlich den Wörtern „Kindergarten“, „Angst“, „Bratwurst“, „Fuehrer“, „Rucksack“ oder „Kaffeeklatsch“, die als Germanismen bekanntlich bereits seit längerem zu Begriffen im Englischen geworden sind. Von diesem neuen Verb wurden demnach bereits Redewendungen abgeleitet, wie „to berlin a building site“ (die Fertigstellung eines Bauprojektes über Jahre oder Jahrzehnte hinweg hinausschieben) oder das jugendsprachliche „don't berlin me this way“ („versuche nicht, mich hinzuhalten“).

Das ebenfalls in dem Artikel erwähnte „stuttgarting“, das sich auf das Projekt „Stuttgart 21“ bezieht und die starrköpfige Umsetzung von unvernünftigen Vorhaben meint, lässt vermuten, dass Deutschland auch künftig noch eine unerschöpfliche Quelle guter Germanismen in Fremdsprachen sein könnte, denkt man allein an personenbezogene Verben, wie „merkeling“ (was insbesondere die Marotte meint, im Kontakt mit Mitmenschen stets die Hände auf eine bestimmte Art und Weise vorm Bauch zu halten; s. Abb.!), „schulzing“ (das sprunghafte Wechseln der Meinung) oder „grokoing“ (das monatelange Gezerre bis hin zur endgültigen Regierungsbildung.

Beim Flughafen „Berlin Brandenburg ‚Willy Brandt‘ (BER)“ indes, dessen erster Spatenstich im September 2006 erfolgte, ist noch längst kein Ende der Bauarbeiten absehbar, auch wenn derzeit (wir schreiben gerade Juni 2020) der Oktober als sicherer Start-Zeitpunkt gehandelt wird.