Sprachliches:
Typographie
Was Sie schon immer
über Interpunktion wissen wollten ...
Ein kleiner Exkurs zur richtigen Verwendung von Satzzeichen
Themen
- Fälschlich gesetzte Leerzeichen in eigentlich zusammengesetzten Wörtern („Deppenleerzeichen“)
- Binde- oder Gedankenstrich
- Auslassungspunkte
- Auslassungspunkte
- Apostroph
- Interpunktion allgemein
- Et-Zeichen (&)
- Woran man u. a. eine gute Typographie erkennt ...
Das sind vornehmlich die gestalterischen Merkmale eines Schriftsatzes einer Seite, die entweder gedruckt oder im Internet veröffentlicht wird. Im Rahmen dieses Artikels geht es vornehmlich um einen Teil der sogenannten Mikrotypographie, nämlich die korrekte Anwendung von Satzzeichen. |
Neben den grammatikalischen, orthographischen und Interpunktions-Regeln gibt es auch typographische Regeln. Die Missachtung Letzterer fällt immer dann besonders auf, wenn ein Schriftsatz nicht handschriftlich, sondern per Tastatur niedergelegt wird – sei es per Handy, per Smartphone oder per Computer.
Dass sich im Laufe der Zeit sowohl bei der Rechtschreibung als auch bei der Typographie Schreibweisen einbürgern, die mit jedweden Regelwerken absolut nicht in Einklang stehen, ist nicht ungewöhnlich. Das mag auch damit zu tun haben, dass man in der Schule und in vielen Ausbildungen zwar Grammatik und Rechtschreibung vermittelt bekommt, aber der Part Typographie vernachlässigt wird, obwohl dieser – wie man anhand einiger nachfolgend beschriebener Beispiele sehen kann – nicht ganz unwichtig ist. Woher soll man auch wissen, wie mit Satzzeichen umzugehen ist, wenn man es nirgendwo richtig lernt und lediglich auf Vorbilder angewiesen ist, die nicht immer wissen, wie es richtig geht!?
Insbesondere seit es die Telekommunikation und zahlreiche soziale Netzwerke gibt, die auf Schnelligkeit hin angelegt sind, haben sich sowohl die deutsche Schriftsprache als auch die Typographie zusehends verschlechtert. Gerade in sozialen Netzwerken potenzieren sich Fehler geradezu, weil hier kaum mehr das gilt und zu lesen ist, was Fachleute (als Vorbilder) veröffentlichen (z. B. in Büchern, Tageszeitungen, Magazinen oder auch renommierten Online-Medien), sondern das geschriebene Wort von Otto Normalschreiber. Insbesondere die Jüngeren dieser Spezies haben mit korrekter Schreibweise, so scheint es, heuzutage nicht mehr viel am Hut. Aber selbst in manchen renommierten Medien gibt es inzwischen Ausreißer – möglicherweise auch deshalb, weil immer weniger mit Korrektoren, dafür aber aus Gründen der Kostenersparnis umso mehr mit Volontären und Praktikanten gearbeitet wird. Umso wichtiger ist es, dass gelegentlich mal auf die eine oder andere Regel hingewiesen wird. Dieser Artikel soll einen Beitrag dazu leisten.
Fälschlich gesetzte Leerzeichen
in eigentlich zusammengesetzten Wörtern („Deppenleerzeichen“)
Eines der großen Übel unseres Jahrhunderts in Hinblick auf die Entwicklung der deutschen Sprache ist, dass es in ihr inzwischen von vielen technischen und vornehmlich englischen Begriffen nur so wimmelt. Diese Anglizismen sind es wohl auch, die ein Phänomen namens „Deppenleerzeichen“ hervorgebracht haben. Dieser abwertende Begriff meint vor allem die fehlerhafte Trennung zusammengesetzter Wörter mittels Leerzeichen, d. h.: entweder Wörter, die man normalerweise zusammenschreibt, oder aber Wörter, die normalerweise mit Bindestrich zusammengesetzt sind. Diese „Deppenleerzeichen“ haben sich inzwischen dermaßen durchgesetzt, dass man sie sogar auf dem Gros von Verpackungsbeschriftungen („Frühlings Suppe“) und auch in Werbung jeglicher Art findet, wodurch natürlich – vor allem auch in Anbetracht der Macht der Werbung – die Vorbildwirkung im Sinne guter Typographie ausgehebelt wird. Das führt dann beispielsweise zu so merkwürdigen Werbeaussagen (nachfolgend das Beispiel eines Telekommunikations-Anbieters), wie z. B.
- 24 Monate ohne Grund Gebühr (falsch)
Der mit der Rechtschreibung Vertraute erkennt sofort den entscheidenden Fehler in dieser Aussage: Vom Werbetreibenden gemeint war sicherlich:
- 24 Monate ohne Grundgebühr (richtig)
Jemand dagegen, der den Satz mit der „Grund Gebühr“ nach allen Granaten der Rechtschreibkunst liest, versteht sinngemäß vermutlich „Ich soll grundlos 24 Monate Gebühr bezahlen“.
Binde- oder Gedankenstrich
Zuweilen stockt man beim Lesen mancher Sätze, die einen Strich enthalten, der oft erst nach dem zweiten Lesen des Satzes einer bestimmten Funktion zugeordnet werden kann: Handelt es sich dabei nun um einen Binde- bzw. Trennstrich oder um einen Gedankenstrich?
Vom typographischen Regelwerk her ist es eigentlich klar: Ein Gedankenstrich dient dem Einschub eines Gedanken, zum Beispiel mitten im Satz, wobei der Einschub mit einem Gedankenstrich beginnt und auch mit einem solchen endet, oder am Ende der Hauptaussage, der lediglich noch ein Gedanke folgen soll. In beiden Fällen wird der Gedankenstrich von je einem Leerzeichen angeführt und gefolgt, um ihn dadurch auch deutlich von einem Binde- bzw. Trennstrich zu unterscheiden. Hier das Beispiel für eine Paranthese:
- Ich bin-manchmal-müde (falsch)
- Ich bin -manchmal- müde (falsch)
- Ich bin – manchmal – müde (richtig)
Binde- und Trennstriche machen vom Begriff her schon deutlich, wo's langgeht: Sie verbinden entweder ein zusammengesetztes Wort, wie z. B.:
- Keller - Party (falsch)
- Keller-Party (richtig)
oder dienen am Ende der Zeile als Silbentrennungszeichen.
Übrigens: In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es von der Lesbarkeit her zuweilen vorteilhaft ist, bei Substantiven, die aus deutschen und englischen (oder anderssprachigen) Begriffen zusammnengesetzt sind, einen Bindestrich zu verwenden, wie das auch im Beispiel „Keller-Party“ geschehen ist. Das gleiche gilt für Kombinationen, in denen Abkürzungen oder Namen im Spiel sind, wie z. B.:
- Pkwfahrer (falsch)
- Porschefahrer (falsch)
Korrekt umgesetzt dagegen sind die folgenden Schreibweisen:
- Pkw-Fahrer (richtig)
- Porsche-Fahrer (richtig)
Auslassungspunkte
Ähnlich wie beim Apostroph, das dazu dient ein Zeichen oder eine Zeichenfolge zu ersetzen, dienen die drei Auslassungspunkte einem Wortteil, der nicht gesagt werden soll, wie z. B.:
- Sch... (= „Scheiße“) (richtig)
oder einem Gedanken, der hier nicht fortgeführt werden soll; in diesem Fall ist nicht selten für den Leser ersichtlich, wohin der Gedanke führen sollte, wie z. B.:
- Wer zu spät kommt,... (falsch)
- Wer zu spät kommt, ... (richtig)
Die beiden Beispiele haben einen entscheidenden Unterschied: Während bei "Sch..." (ähnlich wie beim Apostroph) lediglich ein Zeichen oder eine Zeichenfolge ausgelassen ist, die – ohne Leerschritt! “ von drei Punkten ersetzt wird, fehlt bei „Wer zu spät kommt, ...“ ein ganzes Wort oder eine Wortfolge, wobei das Ausgelassene mittels eines Leerschrittes plus Auslassungspunkten angefügt wird.
Das Leerzeichen wird auch angefügt, wenn Ein Satz mit den drei Auslassungspunkten beginnt, wie z. B.:
- ...auch das noch! (falsch)
- ... auch das noch! (richtig)
Abkürzungspunkt
Vielfach falsch wird auch der Abkürzungspunkt verwendet. Oftmals sieht man solche Abkürzungen:
- Dr.med.dent.H.Müller (falsch)
- z.B. (falsch)
- u.a. (falsch)
Korrekt umgesetzt dagegen sind die folgenden Schreibweisen mit Leerzeichen:
- Dr. med. dent. H. Müller (richtig)
- z. B. (richtig)
- u. a. (richtig)
Schließlich würde man in dem Falle, dass man die Abkürzungen voll ausschreiben würde, das Leerzeichen auch nicht einfach weglassen. Oder würden Sie beim Ersetzen der Punkte im Doktortitel "DoktormedicinaedentariaeHansMüller" schreiben?
Apostroph
Der Apostroph ist ein Auslassungszeichen und soll hier nicht weiter behandelt werden. Aber es gibt einige wenige Ausnahmen, die erwähnenswert sind. In speziellen Schreibweisen finden sich Apostrophe, die nicht korrekt eingebunden sind, wie z. B.:
- Rock'n'Roll (falsch)
- Rock 'n' Roll (= „Rock and Roll“) (richtig)
Auch hier gilt, was auch schon beim Abkürzungspunkt und beim Auslassungszeichen erwähnt wurde: Dieses Auslassungszeichen ist lediglich ein Platzhalter für ein Zeichen oder eine Zeichenfolge. Wird das Auslassungszeichen ersetzt, muss die Wortfolge als solche erkennbar bleiben (also „Rock and Roll“ statt „RockundRoll“).
Ansonsten finden sich Apostrophe nicht selten an Stellen, wo sie überhaupt nicht hingehören, wie z. B.:
- für's (falsch)
- in's (falsch)
- um's (falsch)
Korrekt umgesetzt dagegen sind die folgenden Schreibweisen ohne Apostroph:
- fürs (richtig)
- ins (richtig)
- ums (richtig)
Nach den neuen deutschen Rechtschreibregeln darf der Apostroph selbst beim Genitiv-s verwendet werden, zumal wenn dadurch die Grundform eines Namens verdeutlicht wird, wie z. B.:
- Andrea's Kosmetiksalon (= der Kosmetiksalon von Andrea) (richtig)
Selbst für den Fall, dass der Inhaber nicht Andrea, sondern Andreas heißt, gäbe es eine nach wie vor gültige Regel:
- Andreas' Kosmetiksalon (= der Kosmetiksalon von Andreas) (richtig)
Interpunktion allgemein
Andere Zeitgenossen haben es sich angewöhnt, vor jedem Satzzeichen ein Leerzeichen zu setzen (also vor Punkt, Semikolon, Komma, Doppelpunkt, Fragezeichen, Ausrufezeichen, Apostroph, Gänsefüßchen u. dgl.), wie z. B.:
- Nebensatz , (falsch)
- Nebensatz, (richtig)
- Frage ? (falsch)
- Frage? (richtig)
bei Klammern oder Gänsefüßchen gar beidseitig des Zeichens:
- ( Einschub ) (falsch)
- (Einschub) (richtig)
- „ Wörtliche Rede “ (falsch)
- „Wörtliche Rede“ (richtig)
Et-Zeichen (&)
Im Rahmen allgemeiner Schreibfaulheit hat es sich (auch bei denen, die es eigentlich besser wissen müssten, wenn sie ihren Job von der Pieke auf gelernt hätten: nämlich Werbeagenturen) eingebürgert, das Wörtchen „und“ schlicht und ergreifend durch das Et-Zeichen (& = lat.: und) zu ersetzen – ein Zeichen, das im Rahmen der Orthographie nur etwas in Firmenbezeichnungen zu suchen hat, wie z. B.:
- Müller & Co. KG (richtig)
Vollkommen fehl am Platze wäre eine Beschriftung im Supermarkt, die auf bestimmte Produkte hinweist, wie z. B.:
- Wurst & Käse (falsch)
- Wurst und Käse (richtig)
Woran man unter anderem
eine gute Typographie erkennt ...
Es gibt ein paar Merkmale, an denen man die gute Typographie eines gedruckten oder im Internet veröffentlichten Schriftsatzes erkennt. Dazu zählen die o. g. Regeln sowie die nachfolgend genannten Details:
Bindestrich und Gedankenstrich
Für Bindestriche und Trennstriche wird der gewöhnliche (kurze) Strich verwendet, der auf der deutschen Tastatur gleich rechts neben dem Punkt zu finden ist:
- - (PC: ALT + 045 / HTML: - oder −)
Für Gedankenstriche, z. B. in Paranthesen, wird der etwas längere Strich verwendet, der auf der deutschen Tastatur nicht zu finden ist, sondern nur über eine Tastenkombination zu erschließen ist:
- – (PC: ALT + 150 / HTML: – oder –)
Mittelpunkt
Oft findet man bei Zeilen, die Adressen, Telefonnummern u. dgl. enthalten, den sogenannten Mittelpunkt, ein hochgestellter Punkt, der zuweilen sinnvoller und schöner erscheint als eine simple Trennung per Kommata:
- Schlossplatz · Celle
(PC: ALT + 183 / HTML: · oder ·) (richtig)
Weniger professionell und optisch ein wenig unschön wirkt diese Variante, weil sie das Schriftbild stört (eigentlich ist dieser fette Punkt mehr als Blickfangpunkt im Sinne eines Aufzählungszeichens am Anfang von Absätzen geeignet):
- Schlossplatz • Celle (falsch)
Gänsefüßchen
Früher, als wir in der Schule schreiben lernten, lernten wir die korrekte Anwendung von Gänsefüßchen, d. h.: „Gänsefüßchen unten“ am Anfang der wörtlichen Rede, „Gänsefüßchen oben“ am Ende der wörtlichen Rede. Der Einsatz von Schreibmaschine und später von Computer-Tastatur bot diese Möglichkeit nicht: Hier gab es lediglich die Möglichkeit „Gänsefüßchen oben“:
- "Wort" (falsch, aber zweckmäßig)
Wenn man es also besonders schön und typographisch korrekt machen will, ist man gezwungen, mit Sonderzeichen zu arbeiten, die allerdings auf der Tastatur direkt nicht zu finden sind. Gute Software leistet das jedoch bereits selbsttätig.
- „ (PC: ALT + 132 / HTML: „ oder „) (richtig)
- “ (PC: ALT + 147 / HTML: “ oder ”) (richtig)
sowie die einfachen Gänsefüßchen, z. B. für den Gebrauch einer wörtlichen Rede innerhalb einer wörtlichen Rede:
- ‚ (PC: ALT + 130 / HTML: ‚ oder ‚) (richtig)
- ‘ (PC: ALT + 145 / HTML: ‘ oder ’) (richtig)
Leider funktionieren die ALT-Codes auf manchen schlecht programmierten Websites (z. B. bei „Facebook“) oder bei manchen Homepage-Baukästen (z. B. bei „Strato“) nicht und führen bei Eingabe zum urplöttzlich Schließen des Texteingabe-Fensters oder der kompletten Website.
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